Staatstrojaner und Internet Telefonie

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Der Bundestrojaner ist wieder da – neu und fein programmiert von einer Firma die zu einem Konsortiums gehört, das auch für die NSA arbeitet. So kann man die abgesaugten Inhalte von ausgespähten Rechnern gleich durch reichen. In den bisherigen Leaks des Freihandelsabkommens TTIP wird ja auch eine gemeinsame Durchsetzung von Urheberrechten inklusive strafrechtlicher Konsequenzen geplant. Das nennt man dann hinterher Kosteneffizienz, wenn aus irgendwelchen obskuren Begründungen für das Durchsuchen eines digitalen Wohnzimmers gleich noch Urheberrechte von Dateien abgefragt werden. Und in dem gerade geleakten CETA steht das gemeinsame digitale Rechtemanagement (DRM) ganz hoch im Kurs. Ein, zwei Gesetze und der Staatstrojaner schnurrt fast bei jedem.

Dazu passt heute für mich die nette Auskunft von der Telekom. Letztes Jahr aus Franken an den Stadtrand von Berlin gezogen, hatte ich meinen ISDN Firmenanschluss in den neuen Büroräumen als VoIP (Voice over IP) gebucht. Das war bei einer störanfälligen 3000er Bandbreite relativ kurzsichtig, jedoch zu verkraften, denn der neuerliche Umzug auf die entgegengesetzte Seite von Berlin war bereits geplant. Als ich nun meinen Wunsch äußerte, wieder analoges Telefon statt dem andauernd störenden VoIP zu buchen, wurde mir freundlich mitgeteilt, dass die Telekom ab 1.1.2015 nur noch VoIP anbietet. Andere Anbieter inklusive, denn die letzten Meter gehören seit Zeiten der Versorgung durch die Deutsche Post zur Telekom. Voice of IP läuft meistens über den klassischen WLAN Router und ist auf Grund der relativ kleinen audioreduzierten Datenpakete im klassischen TCP/IP Netzverkehr sehr einfach zu navigieren und adressieren.
Natürlich wird auch analoges Telefon heute bei der Telekom in ein digitales Signal gewandelt und ist somit der Gefahr des Abhören von Geheimdiensten und Verfassungsschutz im großen Stil ausgesetzt. Ein Abhören, das zumindest auf dem normalen Dienstweg einen richterlichen Beschluss oder Dokumentation benötigt.
Doch sobald VoIP flächendeckend sämtliche Festanschlüsse umfasst, können sich Überwachungsfirmen unkontrolliert und im großen Stil direkt an der Quelle, dem WLAN Router einklinken und jedes Gespräch als mundgerecht aufbereitetes Datenpaket speichern. Ein Stunde Telefonat sind dann wenige MB Datenpaket, das sich via Spracherkennung in ein wenige KB große Textdatei wandeln lässt. Diese Textdateien können nach Suchbegriffen und die Verbindungsdaten in eine Matrix von Beziehungen verknüpft werden. Für Big Data Experten und digitale Forensiker ist das ein Füllhorn von Informationen.

Sicher, auch analoge Anschlüsse lassen sich nicht erst seit James Bond abhören und die gerade von Microsoft publizierte visuelle Gesprächsresynthese von resonierenden Kartoffelchips-Tüten bedroht unsere privateste Sphäre. Jedoch ist der Aufwand ungleich höher und kann nicht automatisiert beim Telefonnutzer eingesetzt werden. Das Abhören von VoIP ist im Vergleich entsprechend einfach und automatisierbar. Vor wenigen Monaten machte eine Pressemeldung die Runde und berichtete über die unsicheren Ports von WLAN Boxen aus dem Hause Fritz. Router anderer Hersteller machen gar keinen Hehl daraus: Amerikanische Hersteller sind serienmäßig mit einer Backdoor ausgestattet.

Auch wenn analoges Telefon ins Museum gehört – Auf den weißen Netzausbau-Flecken der Republik erinnert VoIP bisweilen an die Kommunikation mit einem Akustikkoppler und dessen Signal war auch analog.

Bild: cc by 2.0 Macinate/ Old Phone

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