Das digitale Gebeinhaus

ddb2

Die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) ist in einer Betaversion am 28.12. Online gegangen. Millionen von Bildern, Texten, Ton- und Videodateien, Teil unseres kulturellen Erbes stehen zum Stöbern, Forschen und Lernen komfortabel und online bereit und werden durch eine ständige Optimierung der Suchkategorien und Integration weiterer offener Datenbanken erweitert.

Vorbild ist dabei der Open Access Gedanke und die bereits länger existierende “Europeana”, die Kulturgüter aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union aufbereitet und zugänglich macht.
Die DDB hat den Steuerzahler für den Aufbau der Infrastruktur 8 Millionen Euro gekostet und wird in den nächsten Jahren weiter ausgebaut.

Sie vernetzt dabei auch viele der bereits vorhandenen Universitäts-Bibliotheken und baut auf die Mitarbeit der Nutzer und Verwalter öffentlicher Archive, die sich unkompliziert anmelden können, um ihre Werksammlungen zu integrieren. Bisher sind bereits über 1800 Archive integriert, Tendenz steigend.

Die Mitarbeit durch Nutzer soll auch bei der Ermittlung von Urhebernachweisen zu verwaisten Werken und fehlender Dokumentation helfen. Nutzer können eigene Sammlungen anlegen: Von der Privatsammlung künstlerischer Werke bis zu privaten Gegenständen des Alltags.

Auch im Sinne des Inklusionsgedanken und der Teilhabe aller gesellschaftlichen Shichten ist die DDB ein großartiges Projekt.

So großartig die DDB sein mag – ihr Anspruch leidet wie so oft in der digitalen Welt unter dem geltenden Urheberrecht. Nur Werke deren Urheber mindestens 70 Jahre tot sind, bzw. bei Sammelwerken, deren jüngster urheberrechtlich beteiligter Urheber seit 70 Jahren tot ist, dürfen in dieser Bibliothek veröffentlicht werden.

Somit ist diese Sammlung keine wirkliche Bibliothek, denn die Aktualität ist gerade die Stärke moderner Büchereien.

Darüber hinaus bedeutet die ständige Prüfung eventueller urheberrechtlicher Ansprüche für die Bibliothekare der DDB einen nicht zu vernachlässigenden Mehraufwand, der langfristig die internen Strukturen lähmen dürfte, denn die Zahl der Medien steigt mit jedem Jahr proportional, auch wenn man mit den aktuellen Schutzfristen noch eine Weile brauchen dürfte, bis man in das Zeitalter der Industrialisierung vordringt.

Zeitgeschichtlich läge einer der unschätzbarsten Aspekte einer digitalen Wissensallmende bei Zeitschriften, Publikationen und audiovisuellen Medien im Zeitfenster der letzten fünf Jahrzehnte, denn auf Grund der veröffentlichten Flut dieser Ära dürften viele der Werke für immer verloren gehen, solange keine pragmatische Lösung für ihre öffentliche Archivierung gefunden wird. Der Auftrag der Deutschen National Bibliothek (DNB) alle aktuellen Werke lückenlos zu Sammeln, um sie nach urheberrechtlicher Freiheit irgendwann in die DDB zu integrieren, scheitert bereits an dem lückenhaften Archiv der DNB.

Solange die Schutzfristen für urheberrechtliche Werke nicht verkürzt werden oder eine neue Schranke für digitale Bibliotheken eingeführt wird, kann diese Sammlung nicht ihrem eigentlichen Auftrag gerecht werden. Sie bleibt ein digitales Grab toter Werke. Für den ambitionierten Online-Indiana-Jones bleibt die DDB sicher auch so ein unermesslicher Schatz zum Stöbern.

http://www.deutsche-digitale-bibliothek.de

ITU und WCIT Kongress Dubai


Update: 6.12.2012

Hinter verschlossenen Türen hat die Mitgliederversammlung der ITU (Internationale Telecommunication Union) auf ihrer Tagung WCIT in Dubai jetzt den Alptraum der Totalüberwachung eröffnet. Die schlimmsten Befürchtungen treffen ein: Deep Packet Inspection wurde als weltweiter Standard zur Kontrolle des Netzverkehrs beschlossen.
Gleichzusetzen mit der Analogie einer Öffnung jeden Briefes ist Deep Packet Inspection mit dem deutschen Grundgesetz nicht vereinbar, was jedoch gerade jene Staaten die sich besonders vehement für dieses Verfahren eingesetzt haben, wenig interessieren dürfen. Email, Datentransfer und jede Aktion im Netz wird durch Deep Packet Inspection für die Kontrolleure transparent. Jedes Datenpaket kann durch DPI eindeutig Sender und Empfänger zugeordnet werden.

Regime, Diktaturen und zweifelhaften Demokratien sind weltweit in der Überzahl – jeder Staat bei der ITU hat das gleiche Stimmrecht, was dazu führt, das ein starkes demokratisches Votum für eine freie und unkontrollierte Infrastruktur nur so lange durchsetzbar war, bis jene Staaten die Vorzüge für die lückenlose Überwachung ihrer Bürger im Netz entdeckten.

Besonders perfide dabei: Große Konzerne und Verwerterverbände haben das Argument “Schutz der Urheberrechte” für ihre Zwecke missbraucht und sich gerade bei undemokratischen Staaten Unterstützung gesichert. Wohlwissend, das diese Staaten keinerlei Interesse am Schutz der Urheber- und Verwertungsrechte haben, aber die gleichen Technologien zur restriktiven Unterdrückung von freier Meinungsäusserung, kritischen und oppositionellen Stimmen der Bürger- und Menschenrechte im eigenen Land nutzen können. Viele dieser Technologien stammen übrigens aus deutschen Technikschmieden.

Hoffnungsschimmer für die weltweite Demokratisierung wie der “digitale arabische Frühling” sind in proaktiv überwachten Staaten wie dem Iran ebenso ausgeträumt wie in afrikanischen Diktaturen oder dem russischen Überwachungsimperium Putins, in dem bereits ein kritisches Youtubevideo zu zwei Jahren Gefängnis führen kann.

Dabei helfen übrigens immer wieder deutsche Firmen mit Spitzentechnologie zur lückenlosen Überwachung bis in den “Real Live” und machen sich zum Erfüllungsgehilfen totalitärer Staaten. Zuletzt fiel Bosch mit einem Promovideo in China auf, das mittlerweile nur noch im Google Cache zu finden ist und Überwachungstechnologie für chinesische Strafvollzugsbehörden anpreist. In China werden Menschen für die nichtigsten Gründe ohne jegliche Rechtsmittel eingesperrt – vom illegalen Austragen eines zweiten Kindes bis zur kritischen Meinungsäusserung gegenüber dem Regime.

Die Telekom reiste übrigens als Teil der deutschen Delegation nach Dubai: Sie möchte erste Claims für eine zukünftige “Pay for Traffic” Strategie abstecken, die nicht weniger als das Ende der Netzneutralität bedeutet. Wer große Datenpakete sendet soll in Zukunft dafür an die Netzbetreiber bezahlen.
Das freie Netz wird weiter eingehegt.

Deutsche Übersetzung des Informationsvideos der Accessnow.org Initiative 4.12.2012

Mit dem Netz begann neues Zeitalter der Freiheit: In der Kommunikation, in der Kunst, für neue Geschäftsfelder, für Bürgerrechte und freie Meinungsäusserung.

Das war kein Zufall.

Eine globale Gemeinschaft von Technikern, Freidenkern und Wissenschaftlern entwickelten das grenzenlose Netz ohne staatliche Kontrolle und Sperrmechanismen.

Bis jetzt: Ein internationales Gremiun möchte sich als Kontrollinstanz für die zukünftige Entwicklung des Internets stärker durchsetzen.

Die internationale Telekommunikations Union (ITU)

Im Dezember entscheiden unsere Regierungen darüber, das Mandat dieses Gremiums auszuweiten um weitreichende Weichenstellungen für die Kontrolle des Netzes zu ermöglichen.

Bedroht ist davon die freie Meinungsäusserung überall und in jedem Land

Warum?

Zuerst die Basics: Niemandem ausser der Allgemeinheit gehört das Internet.

Es ist eine Verbund unabhängiger Netzwerke rund um den Globus. Jeder kann sich anschliessen.

Die allgemeinen Standards des Netzes bauen deshalb auf komplett offene Strukturen und nicht auf die Ansprüche von Regierungen oder Firmen.

Schauen wir uns die ITU genauer an: Die ITU ist bereits sehr alt. Älter als die CD, älter als das Wählscheibentelefon, denn die ITU stammt aus der Zeit der ersten Telegraphen.

Nachdem das Morsen die Welt verändert hatte, wurde im Jahre 1865 die internationale telegrafen Union gegründet.
Die ITU unterscheidet sich dabei zum Internet grundsätzlich: Die universelle Vernetzung zu einer grenzenlosen und freien Kommunikationsplatform wiederspricht dem staatlich kontrollierten Organ, der ITU. Ihre Beschlüsse werden heimlich abseits der Öffentlichkeit von Regierungsvertretern und Lobbyisten getroffen.

Sollten unsere Regierungen der ITU die geforderten weitreichenden Kompetenzen über das Internet übertragen, wird diese veraltete und restriktive Agentur die Zukunft des Netzes verwalten und eingrenzen.

Statt der bisherigen basisdemokratischen Entwicklung des Netzes, werden Konzern, Eliten- und Regierungsinteressen die weitere Entwicklung steuern und das freie Netz begrenzen.

Das ist erst der Anfang:
Die ITU ist intransparent, ihre Beschlüsse und Vorschläge sind nicht öffentlich. Nur Regierungen haben Stimmrecht. Die Abstimmungen sind geheim, ihre Beschlüsse würden unmittelbar und kaum anfechtbar in jedem Land durchgesetzt.

Was bereits für die Sitzung im Dezember geplant ist, hat weitreichenden Charakter.

Die beschneidung des Internetzugangs soll mit einem Katalog von Begründungen untermauert werden und setzt sich dabei auch über international verbriefte Menschenrechte hinweg.

Die Erleichterung für die staatliche Überwachung des Internetverkehrs und die Verordnung auf welchem Wege Daten versendet werden dürfen.

Die erweiterte Definition von Spam, die dann alles von Fotos bis zu unerwünschten Meinungsäusserungen
und Menschenrechtskampagnen umfassen kann.

Neue Schutzrechte und Tarife, die dazu führen werden, dass unrentable Contentdienstleister schliessen werden und die Vielfalt des Netzes darunter leidet.

Besonders beängstigend aber, dass gerade jene Staaten aggressiv das Gewaltmonopol der ITU über das Internet fordern, die laufend wegen Zensur und der rigiden Beschneidung der Meinungsfreiheit von sich Reden machen.

In Russland kann ein staatskritisches Youtubevideo zwei Jahre Gefängnis nach sich ziehen.

In China sind unzensierte Social Networks gar nicht erreichbar und die Schere und Verfolgung greift bereits bei kritischen Suchbegriffen

Der Iran baut eine abgeschlossene Kontrollstruktur auf, die Mittels digitalen Ausweis jede Äusserung im Netz einem User zuordnet und das ganze Volk kontrolliert.

Natürlich hilft die ITU im kommerziellen Bereich, die Infrastrukturen auszubauen. Auch ist die weltweite Internet Governance Bewegung immer noch in den Kinderschuhen. Bisher hat die amerikanische Regierung hier immer das letzte Wort und ihren Einfluss ausgebaut.

Doch um diese Probleme in den Griff zu bekommen müssen wir die Offenheit, den Pragmatismus und die basisdemokratische Stärke des Netzes weiterentwickeln.

Unsere Regierungen treffen sich diesen Dezember um die Zukunft des Internets zu besiegeln.

Es ist an uns, der weltweiten Netzgemeinde die Freiheit des Internets einzufordern, das uns allen gehört.

Wenn wir uns im Netz und im Reallife gegen Zensur, Überwachung, Zugangsbeschränkungen und für den Schutz der Privatsphäre, der Netzneutralität und freien Meinungsäusserung aussprechen und den Protest weitertragen, haben wir eine Chance.

Verbreitet dieses Video und den zugehörigen Link. Lasst uns die Reichweite des Netzes global einsetzen, denn auf der Weltkonferenz zur internationalen Telekommunikation (WCIT) vom 3. bis 14.Dezember in Dubai sollen die Kompetenzen ausgeweitet werden.

Sprecht und schreibt unsere Parlamentarier an, sich gegen die Übertragung weitreichender Befungnisse an die ITU zu wehren. Für Euer Netz.

Mahnwache “Rehabilitation für Gustl Mollath”

mollath2
Ein Mensch ist in die Mühlen zwischen Justiz und Banken geraten.
Es erscheint wahrscheinlich, daß hier ein Schwarzgeldskandal vertuscht, weite Kreise, vielleicht sogar bis in die Staatsregierung ziehen könnte.
Es wäre eine verheerende Vorstellung unseree Justiz, wenn ärztliche Gutachten ungeprüft staatsanwaltliche Ermittlungen beenden könnten.
Es ist bedrückend: Ein Mensch ist seit fast 7 Jahre als paranoid, gefährlich festgehalten worden und hilflos einer verwahrenden Institution ausgeliefert
Es ängstigt uns, dass es 7 Jahre dauert bis Dinge die der dringenden Klärung bedürfen ans Licht der Öffentlichkeit kommen. Es erinnert uns an die Justiz osteuropäischer Staaten.
Es erfüllt uns mit grossem Respekt: Dieser Mensch bittet nur um Gerechtigkeit.

Es stellen sich Fragen:
Welche Rolle spielt die Hypovereinsbank?
Welche Rolle spielt die Nürnberger Staatsanwaltschaft?
Welche Rolle spielen große Nürnberger Firmen?
Welche Rolle spielt die Staatsregierung, Frau Merck, Frau Wöhrl?
Welche Rolle spielen die Ärzte die die Gutachten zu Mollaths angeblichen paranoider, krimineller und gewaltbereiter Gefährlichkeit erstellten.
Und worauf bezieht sich diese Diagnose.

Wir fordern: Solidarität mit Gustl Mollath, seine Rehabilitation und eine umfassende, transparente Aufklärung der Hintergründe.

Wir fordern Gerechtigkeit für Gustl Mollath

http://bambuser.com/v/3198254