Rede zur GEMA Tarifreform


Verwertungsgesellschaften sind wichtiger denn je.
In Zeiten in der Musik größtenteils per Internet zirkuliert, brauchen wir dringender denn je Systeme die den Urheber direkt honorieren.Musik ist uns etwas Wert.
Deshalb brauchen wir funktionierende Verwertungsgesellschaften die zukunftsfähig sind.
Doch wir haben für Musik nur einen einzigen monopolistischen Dinosaurier, der selbstvergessen dem Feudalismus frönt.
Die GEMA produziert sowohl vorne wie hinten Ungerechtigkeit.
Und zwar bei jenen, die für die Nutzung von Musik bezahlen, als auch bei denen die für Ihre Musik eine gerechte Entlohnung erwarten.

Gerade mal ein Zwanzigstel aller GEMAmitglieder, die ordentlichen Mitglieder, bestimmen darüber, wie die Tantiemen aller Urheber verteilt werden,
Diese gerade mal 3000 Mitglieder bestimmen mit den Vorstandsgremien alle Aspekte der Tarife und Satzung.
Sie bestimmen z.b. im eigenen Interesse, das sogenannten Standardwerke, Gassenhauer von Dieter Bohlen und Ralph Siegel zusätzliche Multiplikationspunkte erhalten.
Diese exorbitant höheren Multiplikationspunkte sorgen dafür, das der Großteil der Erlöse, der den kleineren Urhebern und Bands zustehen würde, an die Verlage und Urheber der Standardwerke fliesst.

Dieses Verteilungssystem der Ungerechtigkeit sorgte in den letzten zwei Jahrzehnten dafür, das die meisten Einnahmen aus Nischendiskos, von Festivals aber auch von Leermedien wie CDRs, Festplatten, USB Sticks und Handys direkt an die Inhaber der Rechte dieser Standardwerke fliesst.

Dieses Verteilsystem wird von Urhebern, Verbänden und Politikern seit Einführung in den 90ern aufs heftigste kritisiert. Es soll zwar nun reformiert werden.
Die sogenannten ordentlichen Mitglieder, dieses 20tel der GEMA Mitglieder rechtfertigt ihre Verteilungsgerechtigkeit mit dem Argument, das die jenigen die am meisten verdienen auch über die Ausrichtung der GEMA bestimmen sollten.
So etwas nenne ich kriminellen Raubtierkapitalismus

Eingeführt wurde das Verfahren der Ungerechtigkeit übrigens mit einer Lüge und Unterstellung sondersgleichen.
Angeblich würden kleinere Bands viel öfter ihre eigenen Lieder in den GEMA Anmeldungen eintragen, anstelle zuzugeben, das sie Standardwerke und Gassenhauer covern würden.
Das ist nicht nur eine schallende Ohrfeige für all die kreativen kleinen Bands, sondern ein weiterer Beleg für die Selbstherrlichkeit der GEMA.

Das die GEMA schon lange den Kontakt zur Aussenwelt verloren hat, dokumentiert ihre anachronistische Unterscheidung von U und E.
Einer Unterscheidung die aus der finstersten Zeit unserer Landes stammt, als die GEMA noch Stagma hiess und zwischen entarteter und völkisch einwandfreier Musik entschied. Noch heute wird zwischen Ernst und Unterhaltung entschieden, eine Klassifizierung, die nichts mehr mit der Realität zu tun hat.
Aus dieser Zeit stammt auch das Monopol der GEMA als einzige musikalische Verwertungsgesellschaft.

Jahrzehntelang hat die GEMA durch geschickte Lobbyarbeit vermieden, das eine weitere Verwertungsgesellschaft neben ihr existieren konnte. Dadurch wäre ja die so ertragreiche GEMA Vermutung verloren gegangen.
Diese Vermutung ist Schuld daran, das Diskotheken, die vielleicht nur wenige Songs von GEMA Mitgliedern spielen, den vollen Betrag zahlen müssen.
Dieser Lobbyarbeit ist auch geschuldet das unzählige Petitionen gegen das Unrechtssystem der GEMA langwierig verschleppt werden.

Als Alibi führte die GEMA Blackboxen in Diskos ein, die angeblich dafür sorgen sollen, das in Diskotheken genauer abgerechnet wird. In ganz Deutschland gerade mal 300 bis 400 und in Berlin 4-10. Der Großteil der Nischenkultur, also Alternative, Independent, Elektro, Gothic und viele andere Stile fallen durch das Raster, da es zu wenige der Blackboxen gibt um einer statistisch einwandfreien Verteilung gerecht zu werden.
Wohin fließen diese Gelder dann? Natürlich größtenteils zu den von ordentlichen Mitgliedern vertretenen Standardwerken.

Nirgendwo klafft der Anspruch einer de facto Künstlergewerkschaft und Realität des Feudalismus mehr auseinander als bei der GEMA.
Die GEMA als Verein wird durch ihre Legitimation aus dem Grundgesetz und dem Urheberrechtswahrnehmungsgesetz mit omnipotenter Allmacht ausgestattet.

Das produziert Ungerechtigkeit in nie gekannter Intransparenz.
Es schützt die inneren Interessengruppen vor dringenden Reformen während
Kritik von Außen mit teuren Werbekampagnen anstatt mit Fakten beantwortet wird.
Die Systematik der Verschleierung der GEMA wird klar, wenn man die angebliche Vereinfachung der Tariflinearisierung liest und die Realitäten der Aufschläge zu dem aufrechnet, was heute viele Clubs zum Aufgeben drängt.
Wer versucht, mangelnde Einnahmen wett zumachen, indem er einseitig zu Kasse bittet, hat den eigenen Auftrag vollkommen vergessen.

Ansprüche die man an anderer Stelle als sittenwidrigen Wucher oder als kriminelle Selbstbedienung bezeichnen würde.
Die GEMA behindert nicht nur die Schöpfer, sondern auch ihre Fans

Die Zeche der Tarifreform dürfen wohl die Besucher durch höhere Eintrittspreise und ein noch mehr an den Mainstream angepasstes Musikprogramm bezahlen, denn das große Clubsterben kommt mit der Tarifreform.
Denn gerade die kleinen, selbst veranstalteten Events werden bestraft. Club in Club Veranstaltungen, also jene die von Bands oft selbst veranstaltet werden, werden einfach zu teuer.

Dem Vorstandsvorsitzende der GEMA Dr. Heker mit einem Jahresgehalt von fast einer halben Million fehlt sicher das grundlegende Verständnis für eine lebendige Clubszene.

Deshalb müssen wir: Musiker, Clubbetreiber und Fans gemeinsam so laut sein, bis man uns wahrnimmt.
Die GEMA muss diese Lektion lernen. Und sie muss grundsätzlich reformiert werden. Und sie muss den Kulturkiller Tarifreform zurücknehmen.

Lasst uns gemeinsam gegen GEMAinheiten kämpfen. Für musikalische Vielfalt und Clubkultur.