Bildung
Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftspolitik greifen Hand in Hand. Nur wenn Bildung wert-, barriere- und altersfrei jedem Menschen, egal welcher sozialen Herkunft, offen steht, hat sich der Begriff der Bildung von der zweckgebundenen Ausbildung differenziert. Eine gebildete Bevölkerung bedeutet einen Zugewinn für die Demokratie. Das Recht auf Bildung muss im Grundgesetz verankert werden.
Nur so können Menschen die ihren Arbeitsplatz durch Umstrukturierungen verloren haben, aufrecht und selbstbestimmt neue Wege einer beruflichen Entwicklung versuchen. Das individuelle Scheitern muss, statt in eine Einbahnstrasse zu münden eine Neuausrichtung und Umorientierung zu jedem Zeitpunkt möglich machen.
Eine große Aufgabe für den Bildungsbereich ist gleichzeitig Teil unserer Urheberrechtsreform. §52a muss reformiert und §137k gekippt werden, denn Lehrer müssen Lernmittel frei nutzen und für ihre Schüler in jedweder Form digital wie analog aufbereiten können, ohne sich strafbar zu machen.
Die Forderung für den schulischen Bereich nach Open Educational Ressources (OER), die digitale Lernmittelfreiheit und Open Access für den universitären Bereich münden in die generelle Forderung, Lernmittel unter freien Lizenzen zu fördern.
Sozialpolitik
Soziale Probleme lassen sich nicht als lokales Phänomen lösen. Auch wenn die Krise der Sozialsysteme reflexartig dem demographischen Faktor und den Finanzmärkten angedichtet wird, so ist sie doch auch aus der Veränderung der gesellschaftlichen Ausgangslage und der ihr geschuldeten höheren Flexibilisierung von Lebensläufen und beruflichen Laufbahnen zu verstehen.
Die weltweite Finanzkrise, das Zusammenbrechen des Banken- und Finanzsektors verlangen neue Denkmodelle für eine soziale Gesellschaft der Zukunft. Das künftige Betriebssystem der Gesellschaft muss Solidarität, Miteinander, Bildung und Beschäftigung gegenüber rein quantitativer Wertschöpfung akzentuieren und nachhaltiges qualitatives Wachstum für die gesamte Gesellschaft erzeugen.
Beruf aus Berufung muss sich von dem existenzsichernden Arbeitsbegriff des 19. Jahrhunderts ablösen. Schon heute arbeiten Menschen zu großen Teilen in sozialen Engagements unentgeltlich und der Bedarf steigt. (Freiwilligendienste, Vereine, Selbsthilfe, Museen)
Das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) wird in besonderem Umfang der Förderung von persönlicher Begabung, Neigung und Fähigkeit gerecht, denn Bildung aus Interesse wird für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich. Die Pause für alternative Lebenswege und Neustarts ohne Existenzangst fördert die individuellen Stärken wie z.B. soziale, musische, pädagogische, analytische Intelligenz. Die persönliche Entfaltung ohne verpflichtende Existenzsicherung reduziert Ängste, chronische und psychosomatische Krankheitsbilder der alten Arbeitswelt und aktiviert solidarische und den Gemeinsinn fördernde Projekte die nicht zwangsläufig der Gegenfinanzierung verpflichtet sein müssen. Dies fördert die Diversifizierung des Wachstums, früher aus Schwellengründen unrentabler Berufsfelder, die den Arbeitsmarkt nachhaltig entwickeln können.
Die Einführung einer Enquette zur Prüfung der Rahmenbedingungen und verschiedenen Konzepten eines BGE ist eine der wichtigsten Aufgaben, für Piraten im Bundestag.
Das Löschen von lokalen sozialen Brennpunkten löst nicht das Problem unseres Sozialsystems. Erst der umfassende Schwenk zu Freiheit statt Vollbeschäftigung und Zugang zu Bildung ohne die Kriterien der Rentabilität und Gewinnschöpfung führen zu einer Gesundung des sozialen Kerns unserer Gesellschaft.
Teilhabe aller und Bürgerrechte bedeuten für die wirtschaftpolitische eine umfassende Neuausrichtung zu Gemeingütern und qualitativem Wachstum.
Eine strikte Abkehr von Hartz IV und die Aussetzung erniedrigender Befragungen, “1 Euro Jobs” und Sanktionen ist eine der ersten “sozialen” Aufgaben für Piraten im Bundestag.
Lobbyismus
Die Piratenpartei steht für Transparenz in den Parlamenten. Mit der Forderung nach umfassender Informationsfreiheit und der Transparenzsatzung für den kommunalen Bereich hat die Piratenpartei bereits wirksame Vorschläge für den Wechsel von grundsätzlicher Geheimhaltung zu größtmöglicher Offenheit und Bürgernähe geliefert.
Die Beziehung zwischen Lobbyisten und Mandatsträgern müssen nun ebenfalls durch ein klares Regelwerk entflochten werden um demokratische Kontrolle, Offenheit und Transparenz in der parlamentarischen Arbeit zu gewährleisten.
Um ökonomisch sachgerechte Entscheidungen treffen zu können, müssen die Akteure der Marktwirtschaft im legislativen Prozess Gehör finden. Politische Entscheidungen dürfen aber keinesfalls durch persönliche ökonomische Abhängigkeit eines Parlamentariers beeinflusst werden.
Die hier [https://brunokramm.wordpress.com/2012/10/08/zehn-punkte-plan-gegen-unkontrollierten-lobbyismus-in-den-parlamenten/] vorgelegten einfachen, nachvollziehbaren und wirksamen Regeln können eine ökonomische Interessensvertretung ermöglichen, die in unserer repräsentativen, parlamentarischen Demokratie voll legitimiert ist.
Im Mittelpunkt der Regelung steht der Kodex, der den transparenten Umgang mit Lobbyisten und damit das freie Mandat der Abgeordneten garantiert und gleichzeitig dem legitimen Bedürfnis der Interessensvertretungen nach Information der Parlamentarier nachkommt.
Der Lobbyist wird durch die Akkreditierung zu einem definierten Teilnehmer demokratischer Prozesse.Wir sind überzeugt, dass durch die normative Rückbindung des Lobby-Prozesses an die Grundwerte der parlamentarischen Demokratie das Vertrauen und damit die Wirksamkeit von Interessensvertretungen gestärkt werden, durch die Fokussierung auf die eigentliche Funktion der Lobbyarbeit.
Die Wähler haben Anspruch darauf, in vollem Umfang Einblick in die Interessenslage der von den Lobbyisten vertretenen Organisationen zu erhalten.
Urheberrecht
Verkürzung der Schutzfristen um Werke verfügbar zu machen, die bisher in Archiven ungenutzt von der öffentlichen Nutzung abgeschirmt werden, sowie die Legalisierung der nichtkommerziellen Kopie sind neben vielen Bildungs- und Medien-politischen Aspekten die wesentlichen Pfeiler unserer Urheberrechtsreform. Dabei gilt es durch eine Reform des Urhebervertragsrechtes und des Urheberrechtswahrnehmungsgesetzes die nötigen Weichenstellungen vorzunehmen, um Urhebern die direkte Vermarktung zu ermöglichen. Neue Angebote und Geschäftsmodelle gilt es hier zu etablieren und zu fördern. DRM Maßnahmen, die Kopplung von Content an bestimmte Wiedergabeplattformen, die Störerhaftung, der fliegende Gerichtsstand und die Praxis der Abmahnung gilt es zu Gunsten einer freien Zikulation abzulehnen. Europäische und weltweite Abkommen, die den Schutz von Immaterialgütern vertiefen (TRIPS, Berner Übereinkunft) müssen im Sinne einer Revision des Urheberrechtes überprüft und gegebenenfalls auf europäischer Ebene hinsichtlich ihrer weiteren Gültigkeit überprüft werden.
Leistungsschutzrecht für Presseverleger
Das Leistungsschutzrecht für Presseverleger gehört zum Urheberrecht und dennoch hat es in den letzen Wochen eine Sonderrolle eingenommen.
Die Architektur des Netzes ist frei. Durch Hyperlinks kann jeder Inhalt mit anderen Inhalten verknüpft werden. Nachrichten und Wissen sind nur einen Mausklick entfernt und laden zur Interaktion ein.
Die Architektur des Netzes baut auf freien Protokollen und Programmiersprachen auf. Niemand würde jemals ein Gebühr für die Verwendung dieser Protokolle verlangen, denn ihre Schöpfer haben sie uns geschenkt. Damit die Welt näher zusammenrückt, Ungerechtigkeiten aufgedeckt werden, Wissen frei verfügbar ist und jeder seinen Teil zum Wissen der Menschheit beiträgt.
Die großen Suchmaschinen der Netzwelt sind das moderne Orakel von Delphi, jenes sagenumwobene Zentrum der Weissagung der Antike, das auf alles eine Antwort weiss. Ohne Suchmaschinen, Newsaggregatoren und Linksammlungen würden wir uns im Netz verlaufen und Seiten nicht gefunden werden. Ausser wahrscheinlich die wenigen ganz Großen. Denen alleine wollen wir aber nicht mehr vertrauen, denn Wahrheit ist Vielfalt.
Und hier kommt das geplante Leistungsschutzrecht für Presseverleger:
Große Presseverleger haben sich in der Bundesregierung durchgesetzt und wollen mit Hilfe des Leistungsschutzrechtes die Suchmaschinen für das Auflisten von Snippets zur Kasse bitten. Sie verlangen das, obwohl ihre Angebote gratis im Netz stehen und sie selbst bei der Suchmaschine einstellen könnten, ob sie gefunden werden wollen oder nicht. Sie hoffen, das eines Tages Wissen, Nachrichten und Informationen im Netz nicht mehr frei sind und vor jedem Link eine Mautstation steht.
Patentrecht
Der Patentschutz wurde ursprünglich zur Innovationsförderung etabliert und sollte dem Inhaber einen Vorteil, um die Investitionen, die getätigt wurden, zu refinanzieren. Restriktiver Patentschutz von heute ist sowohl für kleine Teilnehmer zu kostenintensiv und behindert neue technologische Entwicklungen, hemmt dabei die Entwicklungen durch regelrechte Patentkriege, die von spezialisierten Kanzleien ( Trollen) angeführt werden. Patente auf Leben (Genpatente, Saatgut, Lebewesen), Geschäftsmodelle und technische-informationelle Anweisungen (Algorithmische Beschreibungen, Softwarepatente) lehnen wir ab. (Software wird ohnehin vom UrhR geschützt)
Patente auf Pflanzen und Nutztiere ermöglichen es Firmen wie Monsanto, Dupont, uva sich Monopolrechte an Pflanzen und Tieren zu sichern. Neben unkalkulierbaren Risiken widersprechen diese Patente nicht nur der traditionellen Züchtung von robusten und ertragreichen regionalen Nutzpflanzen, sondern auch dem Grundsatz der freien Verfügbarkeit des natürlichen Genpools, der besonders in Zeiten des Klimawandels, der steigenden Weltbevölkerung und dem zunehmenden Flächenverbrauchs als Allmende einer produzierenden Landwirtschaft verfügbar sein muss. Großkonzerne drängen mit ihrer aggressiven Agrapolitik in natürliche, über Jahrhunderte gewachsene Märkte ein. Sie versuchen die Landwirte sowohl durch internationale handelsabkommen als auch durch genetisch aufeinander abgestimmte Saatgüter und Unkrautvernichtungsmittel in eine Abhängigkeit zu zwingen. Die internationalen Konzerne übernehmen so die Kontrolle über die Grundlagen der Landwirtschaft und Lebensmittelherstellung. Gleichzeitig drücken die Konzerne immer mehr gentechnisch veränderte Pflanzen auf den Markt, für deren Sicherheit niemand garantieren kann.
Internationale Handelsabkommen
Intransparente Handelsabkommen wie TRIPS, ACTA, CETA, TPP kombinieren häufig marken-, urheber- und patentrechtliche Interessen großer Konzerne und verletzen tiefgreifend die Privatsphäre und den Datenschutz. Darüber hinaus resultieren aus diesen Handelsabkommen häufig Menschenrechtsverletzungen in Schwellenländern und die starke Reglementierung von freien Märkten zu Gunsten der übermächtigen Industrienationen.
Datenschutz und Privatsphäre
Netzsperren, Vorratsdatenspeicherung und Quick Freeze, Quellen TKÜ und Funkzellenüberwachung weichen den Datenschutz auf und greifen tief in die Struktur eines freien Netzes und die Freiheit ein. Die Nutzungsarten dieser einmal erstellten Daten lässt sich ebenso wenig kontrollieren, wie die Integrität der Privatsphäre.
Mithilfe umfassender Datenaufzeichnungen können Bewegungsprofile und geschäftliche und private Kontakte kombiniert werden. Die individuelle Kommunikation sowie persönliche Vorlieben machen den Nutzer zum transparenten und “gläsernen” Bürger. Der unverhältnismässige Zugriff auf Daten durch Polizei und staatliche Behörden wird mit Schutz gegen Verbrechen gerechtfertigt, obwohl diverse Studien bewiesen haben, dass diese Massnahmen zu keiner Verbrechensprophylaxe führen.
Drogenpolitik
Die kurzfristige Legalisierung weicher Drogen wie Cannabis in Deutschland, sowie die kontrollierte und qualitätssichernde Abgabe durch geeignete Stellen ist der erste Schritt zu einer Entkrampfung der Drogenproblematik. Statt Kriminalisierung brauchen wir eine offene Diskussion über die Funktion von Drogen in unserer Gesellschaft. Das sogenannte „Recht auf Rausch“ braucht eine kulturelle Verankerung. Die jahrzehntelange Stigmatisierung führt einerseits zu einer gefährlichen Enthemmung im Konsum – siehe Komasaufen – und andererseits der Angst vor Kontrollverlust und Reflektion. Stichwort Psychohygiene und Therapie. Das Vermitteln eines verantwortungsvollen Drogenkonsums ist somit die begleitende Kernaufgabe einer besseren Drogenpolitik.
Die repressive Prohibition und die Unterscheidung zwischen legalen und illegalen Drogen haben sich als Irrweg erwiesen. Die Statistik der Drogentoten beweist, dass gerade die Pilotprojekte einer
verantwortungsvollen, die Drogenabhängigen unterstützenden Politik, zu einem unmittelbaren Rückgang der Drogentoten führt. Die Reinstallierung repressiver Kontrollpolitik dagegen, führt zu einem unmittelbaren Anstieg. Darüber hinaus muss auch die Strafverfolgung neu geregelt
werden, denn Drogendelikte sind opferlose Straftaten, deren Verfolgung nur durch ein aktives Kontrollieren und eine entsprechende Leitlinienpolitik geregelt ist. Hier gilt es, die Polizei und
Strafverfolgungsorgane umfassend zu schulen und neue Leitlinien zu etablieren.
Energie und Umwelt
Wir haben nur eine Welt und wenn wir nicht-regenerative Ressourcen nutzen, müssen wir uns diese Endlichkeit, die auch Nachfolgegenerationen betrifft, vor Augen führen. Während die Atomkraft aus Gründen eines nicht abschätzbaren Risikos der Folgen eines Atomunfalls, sowie der Lagerung abgebrannter Brennelemente als Zukunftstechnologie ausscheidet, haben große Erdöl fördernde Konzerne und die Automobilindustrie über Jahrzehnte die Urbarmachung regenerativer und unendlich verfügbarer Energiequellen erfolgreich verhindert. Wind-, Sonne- und Speicherkraftwerke sind Teil einer industriellen Entwicklung, die jedoch nur in Ergänzung mit noch zu erschliessenden Energiequellen den Bedarf decken werden, der sowohl im häuslichen, industriellen und mobilen Sektor anfällt. Kleine regionale, mit regenerativen Kraftstoffen betriebene Heizkraftwerke können den häuslichen Bedarf für Gemeinden decken. Die Aufforderung, Energie zu sparen, ist hingegen ein Tropfen auf den heissen Stein, denn durch die Wachstumsländer Indien, China, Südamerika wird weiterhin der Bedarf fossiler Brennstoffe steigen. Der Peak Oil ist jedoch seit Jahren erreicht – Die Förderung neuer Energiequellen ist daher oberstes Ziel unserer, auf technologischen Fortschritt aufbauenden Nation.
Das Artensterben war noch nie so groß wie heute, natürliche Lebensräume für Tiere schwinden täglich. Der Umgang mit unseren Verwandten spottet jeglicher Beschreibung und gleicht dem verschwenderischen Umgang mit anderen Ressourcen unseres Planeten. Dabei ist die Tierwelt viel mehr, als eine Ressource, sie ist Teil des Gleichgewichts unserer Umwelt. Der täglich steigende Fleischkonsum ist darüber hinaus ein Klima-, Ressourcen- und Flächenkiller. Er trägt wesentlich Verantwortung für den Hunger in der Welt und benötigt eine dringende Reduktion, um alle Menschen auf diesem Planeten langfristig ernähren zu können.
Geschlechterpolitik
Ob Mann, ob Frau, ob Transsexuell – Geschlecht ist in unserer Gesellschaft von Geburt an sozial determiniert und mündet in die Geschlechterrollen und ihre funktional und sozial vorgegebenen Aufgabenverteilungen. Dem gegenüber müssen Individuen wertfrei selbst über Geschlechts-, Berufs und Partnerwahl bestimmen dürfen. Eine Gesellschaft, die sich endlich von dem Spezifikum Geschlecht als „Gottgegeben“ trennt, verabschiedet sich auch von den Rollenbildern, der damit verbundenen Diskriminierung und braucht keine Quote.
Inklusion
Erst wenn wir in ihrer Mobilität und Teilhabe eingeschränkte Menschen inkludieren anstatt sie ein- oder aus- zugrenzen und dies auch als Bereicherung wahrnehmen, haben wir die umfassende Barriere-Freiheit erreicht. Das hört bei der Gestaltung von Barriere freien Zugängen im öffentlichen Raum nicht auf, sondern umfasst Schulen und Universitäten sowie die Lernmittel, von öffentlicher Hand geförderte Inklusion am Arbeitsplatz, Medien und Unterhaltung, Webseiten und Freizeitaktivitäten – die Anpassung und Gestaltung Barriere armer Medien schafft nicht nur Arbeitsplätze, sondern macht die Gesellschaft lebenswerter – und den Wunsch nach Familie und Elternschaft.
Minderheitenschutz
Der Schutz von Minderheiten vor Diskriminierung und Ausgrenzung ist leider noch immer keine Selbstverständlichkeit. Umso wichtiger ist das Bekenntnis zur Vielfalt von Lebensweisen, kulturellen Ausdrucksformen und Traditionen aller Kulturkreise. Dabei ist das Bekenntnis zu unserem Grundgesetz und dem Schutz der unantastbaren Würde des Menschen der Leitsatz zu Toleranz, Offenheit und Inklusion von Minderheiten und ihrer freien Äußerungen. Viel zu häufig werden diese Grundsätze zu Gunsten eines übergeordneten Interesses oder tradierter Normen und überkommener Wert- und Moralvorstellungen geopfert.
Rechtsextremismus
Von Deutschen wurden in der Vergangenheit Wunden gerissen, die unsagbar tief und unfassbar grausam waren. Unser Land hat Elend, Verwüstung und einen Völkermord begangen, der in seiner Brutalität kein Gleichnis kennt. Das Nazideutschland hat Menschen nach ihrer Herkunft und Rasse unterteilt, ausgebeutet, vertrieben und ermordet. Im Holocaust starben über 6 Millionen Menschen. Die Gesamtzahl der Opfer deutscher Massenverbrechen an Juden, russischen Kriegsgefangenen, Roma und Sinti, Euthanasieopfern, Kz Häftlingen, Zwangsarbeitern und Deportierten beträgt schätzungsweise 13 Millionen.
Wir haben dabei auch unsere eigene jüdisch-deutsche Wiege der Kunst, Kultur und Wissenschaft zerstört. Wir Vergessen auch keines der Opfer des Neonaziterrors in den letzten 20 Jahren. 182 Tote sind die Bilanz der Menschenverachtung rechter Gewalt in unserem Land nach 1945.
Wir stehen für Toleranz, Miteinander und Völkerverständigung und für die Freiheit und die Vielfalt unserer Welt. Wir stellen uns gegen Haß, Nationalismus, Ausgrenzung und völkische Überhöhung. Wir dürfen keine rechtsextremen Äußerungen, Verharmlosungen und Parolen als falsch verstandene Minderheitenschutz tolerieren. Die rechtsextreme Ideologie kassiert als erstes die Meinungsvielfalt.
Trennung Kirche und Staat
Ich stelle mich dem Versuch kirchlicher Institutionen, ihren Machtanspruch in den öffentlichen Raum und auf politische Meinungsbildungsprozesse auszuweiten, entschlossen entgegen. Zensurvorhaben gegenüber Künstlern und der freien Meinungsausübung, aber auch gegenüber der Vielfalt freier Glaubensausübung aller Konfessionen gilt es ebenso entgegenzutreten, wie der von bayerischen Bischöfen geforderten Ausweitung des „Blasphemie“-Paragraphen.
Asylpolitik
Unsere Demokratie muss zum Anspruch auf Asyl als Grundwert einer solidarischen Gesellschaft stehen und diesem endlich umfassend gerecht werden. Gerade in Bayern kann man die Bedingungen, unter denen Asylbewerber in veralteten, verdreckten, über belegten und viel zu engen Heimen abseits der Gesellschaft kaserniert werden als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnen. Das längst überfällige Urteil des BverfG hatte dann dieses Jahr endlich bestätigt, was längst überfällig war: Die Anhebung der viel zu gering berechneten Sozialleitungen für Asylbewerber im Asylbewerberleistungsgesetz.
Die Forderung von sozialer Betreuung von häufig traumatisierten Flüchtlingen, Sprachkursen und statt der in Bayern üblichen Essenspakete, die Zahlung eines monatlichen Grundbetrages, um den eigenen Ernährungsgewohnheiten gerecht zu werden, gehört zu einer menschlichen Asylpolitik. Die dezentrale Abschottung der Asylbewerber trägt im übrigen genauso wie die ständigen Forderungen der Verschärfung von Visabedingungen dazu bei, dass gerade in Bayern Überfremdungsphantasien der rechten Populisten auf fruchtbaren Boden fallen. Nicht umsonst entstand hier ein Klima, das zur Häufung rechtsradikaler Gewalttaten und der Konzentration der rechtsextremen Szene gesorgt hat. In strukturell ausgegrenzten Kommunen im Norden Bayerns hat sich so eine kaum zu kontrollierende und offen fremdenfeindliche Szene entwickelt, der es Einhalt zu gebieten gilt. Dem gegenüber müssen die diskriminierenden Restriktionen wie Residenzpflicht und das Verbot von Erwerbsarbeit für Asylbewerber abgeschafft werden.
Deutschland ist ein Einwanderungsland, der Fortschritt unserer Gesellschaft lebt von der Vielfalt der Etnien.
Bundesland Bayern als Pol GF:
Wir haben innerhalb kürzester Zeit unsere Kernthemen ausgeweitet. Die Weiterentwicklung des umfangreichen Landeswahlprogramms für Bayern und des umfassenden Bundestagswahlprogrammes zählen zu den wichtigsten Baustellen innerhalb der Partei. Dabei gilt es vielen neuen Mitgliedern die Strukturen nach oben zu öffnen, um sich inhaltlich stärker beteiligen zu können und gleichzeitig die umfangreichen, bisher erarbeiteten Konzepte in Programme zu verwandeln. Unsere Vielfalt an der Basis ist unsere Stärke, bedeutet aber auch einen erheblichen Differenzierungsdruck und Organisationsaufwand. Hier versuche ich in den kommenden Monaten in Bayern die Weichen für die regionale Vielfalt der Themen zu stellen um uns auf beide Wahlen einzustellen. Viele Probleme der bayerischen Fläche im Norden oder Osten wiederholen sich im Süden und Westen und umgekehrt. Kultur- und Infrastrukturförderung sind in Bayern weitgehend auf die Metropolregion im Süden und den Landesentwicklungsplans konzentriert. Die Wahlen hier gewinnen wir durch die Aktivierung des Potentials in der Fläche.
Geschlechter-, Inklusions-, Minderheiten-, Drogen- und Asylpolitik finden in Bayern ein dankbares Echo, denn dort wo Vorurteile hinter vorgehaltener Hand gepflegt werden und beide Augen aus Gründen des geliebten und falsch gelebten Traditionsbewusstseins zugedrückt werden, beginnt die Diskriminierung. Als Piraten müssen wir deshalb den Begriff „Mir san mir“ auf eigene Weise entern und mit unseren freien und bayerischen Werten befüllen.